Eiger Nordwand – Tagestour aus Innsbruck

Die Idee, die Eiger-Nordwand als Tagestour direkt von Innsbruck aus anzugehen, hatten Lukas und ich schon länger im Kopf. Es war eines dieser Projekte, das man immer wieder zur Seite schiebt – bis plötzlich alles passt. Am 06. April 2025 war es soweit: ein freier Tag, stabile Verhältnisse und mit Lukas der perfekte Partner.
02:30 Uhr – Abfahrt in Innsbruck.
Bis auf eine kleine Odyssee wegen der Schweizer Vignette kamen wir gut voran. Nach mehreren Tankstellen und etwas Geduld war das Thema auch abgehakt, und wir fuhren weiter nach Grindelwald. Dort in der Tiefgarage packten wir entspannt unsere Rucksäcke, frühstückten noch kurz – dann ging’s um kurz nach 08:00 Uhr mit der Bahn hoch zum Eigergletscher.
Schon beim Hochfahren sahen wir zwei Seilschaften am Einstieg – also hieß es: zügig los. Steigeisen an, zum Einstieg gespurtet, Schuhe nochmal nachgezogen – 09:00 Uhr – Start.
Die Spur war gut, wir kamen flott voran. Vor dem schwierigen Riss konnten wir die beiden Seilschaften überholen. Dort seilten wir uns an.
Lukas übernahm den ersten Block und führte bis zum Eisschlauch. Wie so oft lief es in unserer Seilschaft fast wortlos – jeder Handgriff saß.
Am Eisschlauch übernahm ich. Die Bedingungen dort: absolut traumhaft. Der Firn perfekt, das Klettern machte richtig Spaß.
In der Querung zum Bügeleisen überholten wir eine weitere, sehr freundliche Seilschaft. Am Bügeleisen gerieten wir in einen kleinen Stau: Eine Dreierseilschaft blockierte den Weg. Nach kurzem Warten durften wir beim Todesbiwak dankenswerterweise vorbei.
Schon da entdeckten wir eine weitere Seilschaft oben in der Rampe – und da wir den brüchigen Ausstieg kannten, wollten wir unbedingt vorher an ihnen vorbei.
11:15 Uhr – Einstieg in die Rampe.
Wir blieben gut im Rhythmus und überholten am Wasserfallkamin. Vor dem brüchigen Riss endete mein Block. Ich freute mich, Lukas wiederzusehen – wir machten kurz Pause, wärmten Hände und füllten Einergiespeicher auf.
Dann war Lukas wieder an der Reihe – und endlich freie Fahrt. Über den Götterquergang ging’s in die Spinne, weiter zum Quarzriss. Dort bemerkte Lukas: „Wir sind erst vier Stunden unterwegs.“
Ein kurzer Scherz über eine mögliche Sub-Fünf-Stunden-Begehung – mehr nicht. Weiter gings.
Ich übernahm nochmal. Die Ausstiegskamine waren mit dem Spindrift etwas lästig, aber schließlich kamen wir auf das Gipfeleisfeld. Und dann: Sonne!
Ein kurzer Energieschub – und plötzlich standen wir am Grat. Die Uhr sah gut aus. Schnell das Seil verstaut, die letzten Meter… 13:50 Uhr – Gipfel.
04:50 Stunden durch die Wand.
Juhu!!! Wir fielen uns in die Arme und konnten es kaum glauben. Geplant hatten wir mit 6–7 Stunden.
Nach einer kurzen Pause stiegen wir über die Westflanke ab. Zwei weitere Seilschaften holten wir noch ein. Zurück an der Station Eigergletscher wartete unser zuvor deponiertes Cola bereits sehnsüchtigst nach uns.
Die Abfahrt nach Grindelwald mit den Skiern auf weichem Frühlingsschnee war nochmal eine mords Gaudi.
Im Tal packten wir alles ins Auto und saßen um kurz nach 17:00 Uhr bei Burger und Cola in Interlaken.
Um 22:30 Uhr waren wir zurück in Innsbruck – müde, aber glücklich.
Wieder mal eine Tour der Extraklasse welche uns bereits auf neue Ideen brachte;)