Otti Wiedmann

Zum Otti’s 90. Geburtstag von Walter Spitzenstätter
Wenn Otti Wiedmann heuer im April seinen 90. Geburtstag feiert, kann er mit Fug und Recht auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Erfüllt in verschiedenster Hinsicht. Einerseits ist Otti ein hervorragender Allround-Sportler, der in mehreren Bereichen Spitzenleis-tungen erbracht und auch viele Siege bei unterschiedlichsten Bewerben errungen hat. Andererseits hat sich Otti vor allem im Alpinismus nicht nur durch herausragende Leistungen einen bleibenden Namen gemacht, sondern wer war speziell als Kamerad über Jahrzehnte hinweg mit einer stattlichen Anzahl von Gleichgesinnten als Partner unterwegs, wobei er auf außeror-dentliche Erlebnisse und bedeutende alpinistische Erfolge zurückblicken kann.
Als erstaunlich gilt die ungebrochene geistige Frische, die Otti immer noch an den Tag legt. Sein Interesse an allem, was das Geschehen im Alpinismus und auch in den allgemeinen Sportarten – nicht nur regional, sondern auch international – angeht, ist ungebrochen und immer wieder verblüfft Otti mit Wissen über Ergebnisse oder Namen von sportlichen Großereignissen, sowie durch seine Kenntnisse im Bereich der Vorgänge des modernen Alpinismus und der Sportkletterei.
Otti ist der typische Selfmademan. Aus seinem Familienkreis hatte er nicht jenen Ansporn erhalten, den heute allseits junge Spitzensportler als Grundvoraussetzung für große Erfolge genießen. Otti hat sich alles selbst erarbeitet. Er ist ein unheimlich konsequenter Trainierer, ist von starkem sportlichen Ehrgeiz geprägt und hat seine körperliche Fitness niemals außer Acht gelassen.
Otti ist ein absolutes Allroundgenie im Sportgeschehen. Als Jugendlicher hat er sich überall auf sportlicher Ebene betätigt. Dabei gab es keine Sportart, die er ausprobierte, in der er nicht absolut guten Eindruck hinterließ. Egal ob beim Turnen, in der Leichtathletik, beim Fußball, beim Schwimmen, am Rennrad, beim Tennis oder im Winter beim Schifahren – überall hat er überdurchschnittlich gute Ergebnis-se erzielt. Sogar Autorennen ist er mit seinem MG gefahren.Dass Otti Mitglied der österreichischen Nationalmannschaft im alpinen Schilauf war, ist allgemein bekannt, dass er viele Rennen gewonnen hat und zuletzt als Profi im Schizirkus in Amerika ganz schön verdient hat, wissen wir auch. Den für seinen weiteren Lebensweg wohl wichtigsten Schritt hat Otti durch seinen Kontakt mit der Bergsteigerei gesetzt. Gesättigt von der überquellenden Menge an Pokalen, die Otti zu Hause hortete, verspürte er plötzlich eine besondere Art von Freiheit des Erlebens, die er bei der Ausübung aller Sportarten bisher nicht kennen gelernt hatte. Immer ging es darum, schneller oder besser zu sein als alle anderen. Nur wenn er alle anderen „schlecht aussehen ließ“, konnte er selbst brillieren. Beim Bergsteigen war das plötzlich ganz anders. Nur wenn er jemanden als Partner fand, der mit ihm mithalten konnte, oder in manch verzwickter Situation sogar noch stärker zu reagieren imstande war, konnten Ziele verwirklicht werden, die zu einer inneren Befriedigung führten, die in manchen Fällen noch weit über jeder Siegerehrung bei einem großen Rennen spürbar wurde.
Vor allem das Klettern hat Otti fasziniert. Da konnte er trainieren und etwas erreichen, ohne jedes Mal mit dem Meterstab oder mit der Uhr gemessen zu werden. Die Liste der schwierigen Bergfahrten, die Otti auf seiner Touren-aufstellung hat, kann man nur mit Bewunderung durchblättern.
Wenn ich nun versuche, einige Besonderheiten herauszupicken, dann erinnere ich an seine Begehungen von:
1958 Marmoladapfeiler
1961 Ciavaces Soldaverschneidung 2. Beg. 1962 Eiger Nordwand
1963 Philipp Flamm 7. Beg.
1964 Torre Trieste Carlesso
1966 Gr. Zinne Sachsenweg
1967 Marmolada Vinatzer 1. Wbeg.
1968 Westl. Zinne Scoiattolikante
1975 Mt. Mc. Kinley
1976 Aconcagua Ostwand
1982 Marmolada S-Wand Gogna
1988 Hlg. Kreuzkofel Messner
1990 Kastenwand 1. Beg. (seine schwierigste Klettertour)
2000 Marmolada Don Quixote
2004 Soloverschüttung am Sulzkogel!
2014 Hochferner Nordwand mit Vanisausstieg solo
Die Jubiläumsexpedition des ÖAV Innsbruck 1969 in die Cordilliera Huay-huash hat Otti Wiedmann als Expeditions-leiter geführt. Dabei wurde von R. Messner und Peter Habeler die Ostwand des Yerupaja und von Sepp Maierl mit Egon Wurm der SO Pfeiler des Yerupaja erstbestiegen.
Wenn ich nun noch einen Blick auf die intellektuelle Seite von Otti werfe, dann muss ich auf das bleibende Werk verwei-sen, das er uns in Form seiner Bücher geschaffen hat. Otti ist vielseitig begabt. Das hat er nicht nur im Sport bewiesen, sondern zeigt sich auch auf manch anderem Gebiet. Er kann gut fotografieren, hat eine unglaubliche Übersicht über das gesamte alpinistische Geschehen und versteht es auch, seine mannigfaltige Erfahrung an Klettererlebnissen zusam-menzufassen und als Tourenvorschläge anzupreisen. Sein Buch „Auf steilen Wegen in Tirol“ ist ein sehr schöner Bildband mit all den interessanten Klettertouren geworden, auf die wir in Tirol mit Recht stolz sind. Außerdem sei auch noch auf seine weiteren Bücher hingewiesen, die bisher erschienen sind: „Das kleine Buch vom Schilauf“ und die „Klettergärten Tirol West“.
Die Zugehörigkeit von Otti zu den Gipfelstürmern hat sein Leben ebenso geprägt, wie auch er das Vereinsleben der Gipfelstürmer wesentlich mitgestaltet hat. So war Otti etliche Jahre Vorstand der alpinen Gesellschaft Gipfelstürmer und hat sich in all den Jahren seiner Vereinszugehörigkeit derart intensiv eingebracht, dass er von seinen Kameraden einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt wurde.
Bewundernswert ist heute die Art, wie Otti mit den gesundheitlichen Problemen, die ihm in den letzten Jahren zu schaffen machen, umgeht. Zuerst ein Gehirnschlag, den er durch hervorragende medizinische Betreuung gut bewältigen konnte und anschließend noch jährlich hunderte Gipfelbesteigungen durchzuführen imstande war, dann eine schwere Darmoperation, die seine Bewegungs-fähigkeit plötzlich ernsthaft ein-schränkte. Trotzdem lässt er niemals „den Kopf hängen“ und will auf keinen Fall bedauert werden. Er zeigt nie Probleme und nimmt alles, so wie es ist und kommt. Otti kann das Belastende „wegstecken“ und sich nichts anmerken lassen – so wie er es als Sportler Zeit seines Lebens praktiziert hat.
Die Gipfelstürmer gratulieren Otti Wiedmann zu seinem 90er und wünschen ihm alles Gute für sein weiteres Leben, vor allem Gesundheit!
Walter hat am 22.04.25 zu Ottis Geburtstags-Clubabend ein paar Bilder zusammengestellt – klicke hier und du kommst zur Präsentation.