BIA = Bodhisattvas In Action
Vor 20 Jahren wurde ich von Gabi Pfeiffer ÖAV Bergsteigerschule und vom damaligen Wirt der Höttinger Alm gefragt, ob ich für den Sherpa Phurba wichtige Dinge für seine Familie mit nach Kathmandu/Nepal nehmen könnte. Da ich eine Bergführung zum Island Peak durchzuführen hatte, war dies kein Problem für mich. Gesagt getan.
Als ich aber die Mitbringsel
– einen Haar Föhn – verschiedene Elektrokabel – etwas Geld
übergab war ich äußerst überrascht, dass ein 16-jähriger Schüler im Rollstuhl vor mir in einer der belebten Gassen Kathmandu stand und die Mitbringsel entgegennahm. Wir rollten auf eine Tasse Tee und er erzählte mir:
- Welch Glück er hat, dass ihm geholfen wurde, sein Dorf verlassen haben zu dürfen
- Er nun Rollen darf, beweglich ist, Mobilität hat
- Etwas lernen darf und sich sozial integrieren kann
Noch viel mehr Dinge erzählte er uns. Im selben Moment beschlossen wir, meine Projekt- und Expeditionspartnerin (Annapurna V) Nadine Eder, an der Sache ganz nahe und nachhaltig dran zu bleiben.
Chhiri war beseelt sein Glück im Leben auch anderen Schicksalsgefährten* innen weitergeben zu dürfen.
Er erzählte auch, wie es denn den anderen zahlreichen Querschnittgelähmten Frauen, Männer und Kinder in Nepals Bergdörfer so gehe.
Lagerungsschäden – Dekubitus unbehandelt bis zum Entzündungstod – Hunger – Einsamkeit – soziale Isolierung.
Man soll sich das so vorstellen, wie wenn man mit einem Querschnitt auf der Kaunergrathütte ganzjährig mit minimaler Versorgung leben müsste. Die Frage nach einem Rollstuhl erübrigt sich auf Grund der mangelnden Nutzungsmöglichkeiten. Bis jetzt bin ich wenigen Rollis auf den Watzegraten begegnet.
In den folgenden Jahren unterstützten nicht nur wir, sondern auch andere emphatische Menschen das Projekt. Es war aber immer
zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig.
Wir beschlossen nicht mehr Geld oder Waren direkt zu übergeben, sondern für die Zukunft zu investieren.
- Ausbildung und Schule
- Medizinische Versorgung
- Wohn- und Arbeitsstätten
- Werkzeuge, Arbeitsgeräte und Materialien
Und wie es das Schicksal auch gut meinen kann, erhielt Chhiri Ngawang Sherpa eine von uns finanzierte Ausbildung zum Thangka Maler.
Thangka:
ist ein Rollbild des tantrischen Buddhismus. Es wird zur Meditation in Tempeln oder Hausaltären aufgehängt sowie bei Prozessionen mitgeführt. Dargestellt werden Buddhas, Bodhisattvas, Schutzgottheiten, die 16 (oder 18) Arhats und verschiedene Lamas, Asketen und Pandits in Szenen ihres Lebens in verschiedenen Inkarnationen, oder Symbole wie das Mandala. Häufige weitere Sujets sind Padmasambhava, der halbmythische Begründer des Buddhismus in Tibet, das Lebensrad oder halbschematisierte Schul- und Traditionslinien (z. B. in Baumform).
Der Durchbruch gelang Chhiri allerdings bei einer Vernissage von mehreren Thangka Künstlern.
Chogyal Rinpoche ein sehr hoher Buddhistischer Geistlicher, möglicher Nachfolger Dalai-Lamas, fragte nach einem sehr präzise ausgeführten Thangka von Chhiri, wer denn der Künstler sei? Als sie sich dann gegenüberstanden, sah er das Schicksal des jungen Mannes und fragte, was er sich den so wünsche?
Chhiri sagte, er wolle auch anderen Menschen helfen, alle Querschnitte aus den Dörfern holen, nicht nur junge Männer, sondern auch gerade jetzt junge Frauen, Mütter und Kinder. Emanzipation gibt es in Nepal nicht. Der Stärkere setzt sich durch. Darum auch die Regelung, dass Förderungen nur dann fließen, wenn alle Teile der Gesellschaft berücksichtigt werde. Alters- und Geschlechtsneutral.
Chogyal Rinpoche machte daraufhin zusätzliche Yogaeinheiten und Meditationen mit Berühmtheiten der Welt aus West bis Ost und schaffte mit seinem finanziellen Background den Grundstein der Wohngemeinschaft BIA in Jorpati in Katmandu. Ein altes Krankenhaus bildet dort die Heimat für derzeit 60 Behinderte Frauen, Männer und Kinder. Dort wird:
Gelebt – Gearbeitet – Gelacht – Geholfen
Nachdem mir die Gipfeler vor der Corona Zeit schon sehr großzügig und auch einzigartig! 1.000, — Euro bei einer JHV zugesagt und auf das Spendenkonto überwiesen haben, war es nun endlich an der Zeit, dieses Geld zu überbringen.
Ein Besuch Ende Oktober 2023 erlaubte eine Abstimmung. Die Spende der Gipfelstürmer und weitere 2.000,- Euro aus meinem Spendenkonto sichern die Medizinische Grundversorgung der Bewohner. Damit sind
Arztbesuche, Behandlungen und Medikamente
gemeint.
In Nepal gibt es keine Kranken- und Altersversorgung. Wer Geld hat wird versorgt, wer keines hat braucht Familie mit Geld, oder er leidet oder stirbt einfach.

Everest, Lhoste, Nuptse, Makalu

Im Hintergrund rechts der Cho Oyu, Erstersteigung Herbert Tichy und Sepp Jöchler 19.10.1954. Im Nangpa La Tal. Auf den Spuren von Tichy und Jöchler

In der Lodge von Dorje in Aire im Nangpala Tal wo David Lama so viel Zeit verbrachte mit seinem Lunag Ri
Nach einem kleinen 3-wöchigen Spaziergang mit vier Pässen mehreren Gipfeln – auch nahe dem Lunag Ri von David Lama – bis 6.000 m Höhe konnten wir gemeinsam BIA in KTM besuchen und auch danke Eurer Hilfe, liebe Gipfeler, Menschen mit Behinderung Freude und Mut geben.
Ein Vergelts Gott den Göttern dieser Welt
Mit lieben Grüßen Euer Gipfeler, Harry Riedl
BIA Spendenkonto verwaltet von Harry Riedl Kontonummer: 3.728.052 IBAN: AT87 3600 0000 0372 8052