Posch Werner

Published by Walter Spitzenstätter on

Gipfelstürmer und Familienmensch
28.07.1947  –  12.07.1980

„Na Burschen, jetzt könnt’s amal 3 Sunntig nit mit mir rechnen am Berg, isch eh lei a Sauwetter bei uns, i fahr mit der Familie ins Gargano und mach an gepflegten Campingurlaub!“ So, oder so ähnlich verabschiedete sich Werner an jenem Klubabend, bei dem ihn die meisten seiner Gipfelstürmerkameraden, deren Vize-Vorstand er war, das letzte Mal gesehen haben. Wie es so seine Art war, machte er sich auch an dieses Unternehmen mit der Vollkraft seiner Begeisterung, wodurch es noch einige Tage ungetrübten Beisammenseins mit seinen Lieben gab.

Nur untätig in der Sonne liegen konnte Werner unmöglich. So hatte er mit seinem Berg- und Urlaubspartner Herbert Knoflach die Rennräder mitgenommen, mit denen sie auch fleißig durch die Gegend fuhren. Natürlich kam man auch am Wahrzeichen von Vieste vorbei, dem Pizzo Munno, der Werner gleich so faszinierte, dass er beschloss, diesem26 m hohen, von allen Seiten senkrecht aufstrebenden Felsturm, sobald als möglich zu besteigen. Wer von den Kletterern diesen Turm gesehen hat, war wohl sicher von dem gleichen Gedanken durchdrungen: Nix wia aufi da!

Ich kenne etliche Beispiele aus dem Kreise abgestürzter großartiger Kletterer, bei denen man zu ihrem Schicksal immer wieder sagen möchte: Das hätte nicht sein müssen, bei denen man aber die unabänderliche Bestimmung für dieses Tun erkennen kann.

Werner war gerade am Beginn der heurigen Klettersaison in Hochform. Beim Pfingsturlaub in den Calanques holte er sich auf schwierigsten Anstiegen ein gutes Selbstvertrauen. Auch danach war er öfters im Fels als die meisten von uns. Es wundert mich daher nicht, dass er es sich zutraute, diesen Turm auch allein zu ersteigen. Ohne jegliche Hilfsmittel, wie es der modernsten Auffassung der Kletterjugend entspricht, erklomm Werner sogar barfuß die Spitze dieses äußerst schwierigen Turmes. Dass er sich dabei nicht eine alpine Großtat vorstellte, erkennt man aus der Tatsache, dass er nur schnell ein einziges Foto durch Herbert von unten aufnehmen ließ, das ihn am Gipfel, 5 Minuten vor dem Absturz, zeigt.

Pizzo Munno bei Vieste – das letzte Bild von Werner Posch

Beim Abklettern vom höchsten Punkt ist es dann passiert. Rechts brach ein Griff aus und Werner stürzte gut 20 m auf den kompakten, nassen Sand des zeitweise umspülten Strandturmes.

Jede Hilfe war vergeblich. Werner schied zu einer Zeit und in einer Art und Weise aus dem Leben, um die man ihn eigentlich beneiden müsste, wäre es dem Menschen nicht von Natur aus eingegeben, jede Art von Weiterleben der Endgültigkeit des Todes vorzuziehen.

Werner stand in der Hochblüte seines Lebens, er hatte alles erreicht was uns erstrebenswert erscheint. Er war ein ausgezeichneter Elektrotechniker und in seinem Beruf, vor allem bei der Montage von Wärmepumpen, eine anerkannte Kapazität. Durch seinen Fleiß und seine positive Lebensauffassung war es ihm gelungen, seine Familie nicht nur zu gründen, sondern auch in idealer Weise zusammenzuhalten. Faszinierend war die Art wie er es verstand seine Freizeit auszunützen. Je nach Zeitumfang, der zwischendurch zur Verfügung stand, sah man Werner im Sommer beim Laufen oder am Rennrad und im Winter beim Langlauf. Obwohl diese Tätigkeiten nicht sein einziger Lebensinhalt waren, brachte Werner allseits beachtete, gute Leistungen.

Werner nach der Nordwand der Sorella di Mezzo

Seine ganze Liebe gehörte aber dem Bergsteigen in jeder Form. Alles andere konnte nur als Training zu diesem eigentlichen Ziel seines Strebens gelten. Jedes Jahr war Werner die Seele unserer Tourenskiwochen, bei denen er Gratüberschreitungen im Winter durchführte und Gipfel erreichte, die sogar im Sommer nur selten erstiegen werden. Er war ein hervorragender Tiefschneefahrer und hat uns mit seiner Begeisterung auf vielen Touren, auch bei schlechten Schneeverhältnissen immer wieder mitgerissen.

Vor allem aber war er Techniker und als solcher stets informiert über den neusten Stand der Entwicklung am Ausrüstungssektor. Scherzhaft bezeichnete ich ihn als Materialfetischisten; Er konnte sich nämlich diebisch freuen, wenn seine Skier mitsamt neuester Bindung genau so viel wogen wie bei mir nur ein Ski allein.

Werner in der Ddirekten Martinswand

Langsam, überlegt und sicher steigerte Werner seine Leistungen beim Klettern und seit zwei Jahren gehörte er zu den Besten, die in eleganter Manier schwierigste Wände bezwangen. Göll – Trichterweg, Schüsselkar dir. Südwand, SO-Wand und Ostwand, die N-Wand der Sorella di Mezzo, Drusenturm S-Pfeiler, Einserkofel N-Kante, Buhlvariante in der Ciavazes S-Wand, den Buhlriss an der Cima Canali, Brents Alta Oggioni Verschneidung und die Via della Concordia an der Cima d’Ambiez sind nur einige Beispiele aus seiner alpinen Tätigkeit.

 

 

 

 

 

Gedenkkreuz für Werner Posch auf der Kl. Ochsenwand

Mit Werner Posch – am 28. Juli 1980 wäre er 33 Jahre alt geworden – hat uns ein Kamerad verlassen, dessen ungezwungene Heiterkeit, dessen lustige Sprüche und dessen riesigen Auftrieb wir wohl immer vermissen werden.

1981 haben die Gipfelstürmer auf der Kl. Ochsenwand ein Gipfelkreuz zum Andenken an Werner Posch hinaufgetragen und aufgestellt. Roman hat  die Inschrift hinein geschnitzt.

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Walter Spitzenstätter

Walter ist als Tourenwart dafür zuständig, dass am Ende jeden Jahres die Tourentätigkeit unserer Mitglieder erfasst und archiviert wird. Dabei ist er auf den Fleiß der Kameraden angewiesen, die ihre Bergfahrten aufschreiben und als Liste abgeben sollten. Die meisten machen sich die Mühe und halten die Erfolge des Jahres fest, damit auch unsere Nachkommen noch erfahren können was in unserer Zeit im alpinen Bereich geschehen ist.